Open-Airs und Umweltschutz
Als begeisterter Open-Air-Fan war ich auch dieses Jahr wieder an einigen Festivals. Mein unangefochtener Favorit ist immer noch das St. Galler Open-Air. Das traumhafte Sittertobel bietet die ideale Atmosphäre für ungetrübten Freiluftspass und hat nebenbei auch eines der besten Lineups. In diesem Jahr hat das alt-ehrwürdige St. Galler Open-Air nun Nachwuchs erhalten. Der Ableger nennt sich SummerDays Festival und ist der offizielle Nachfolger des Open-Air Tufertschwil. Das Lineup war sicher weniger ausschlaggebend diesen Event zu besuchen, als die Tatsache, dass Jonschwil wo das ganze neu stattfindet keine 20 Minuten von meinem Zuhause entfernt liegt. Um die Ecke also sozusagen.
Soweit so gut. Das erste mal ein bisschen brummelig wurde ich dann bei den Tagesticketpreisen, die für den Freitag doch stolze CHF 75.– betrugen (laut Website CHF 65.– zzgl. Vorverkaufsgebühren). Aha. Tageskasse ist also CHF 10.– teurer. Update: Wäre auf der Website ja auch gestanden. Aber unter Facts und nicht bei den Tickets wie alle anderen Preise. Egal, selber schuld.
Dann das obligate: An einem Festival muss erst mal ein Bier in die Hand. Das natürlich bevor man Richtung Bühne geht. Das 4 dl Bier kostet an so einem Festival natürlich auch ordentlich was. CHF 5.50 sind es hier. Nicht ganz einen Halbliter, dafür bisschen teurer als ein 5liber. Na verdienen sollen die Organisatoren ja auch was. Müssen danach ja auch den ganzen Müll wieder aus dem Sumpf klauben. Geldbeutel auf und 20er-Note hingehalten. Kopfschütteln. Neee, 3 Bier macht CHF 22.50. Dazu kommen ja noch 3 Plastikbecher à 2.– Depot die auch noch hinterlegt werden wollen. Dafür bekommt man dann nicht nur 3 Bier in 3 Bechern, sondern auch noch 3 Jetons. Wie im Casino, nur kann man nicht damit spielen. Und die Dame erklärt uns auch gleich die Spielregeln: Bechergeld gibt’s nur zurück, wenn wir nebst unseren Bechern auch die Jetons zurückbringen. Das sei drum wegen dem Umweltschutz und so, schiebt die Dame gleich nach. Und entschuldigend: Sie könne auch nichts dafür. Es sei schon recht doof. Da muss ich ihr nun aber beipflichten.
Ich bin – wenn’s ums Ausgehen geht – bestimmt nicht der grösste Rappenspalter. Doch das hier war dann doch hart an der Schmerzgrenze. Kleines Rechenbeispiel aus der Praxis? Also: Gehe ich mit meinen 4 Open-Air-Kameraden an die Bar und bestelle mit einen Himbeerwy, ergibt das folgende Rechnung: Himbeerwy (5dl) 20.– + 6.– Depot Glasbehälter (obwohls PET war) + 5 Plastikbecher à 2.– Depot pro Becherli. Macht nach Adam Riese stolze CHF 36.– für das Gütterli – das nach einem Schluck pro roter Nase dann auch leer ist. Zum Glück waren die Flaschen so klein, denn hätte man für mehr Leute Becher organisieren müssen, so hätte man in einen echten Liquiditätsengpass kommen können! Man hat zwar noch Geld übrig, doch das ist grad alles in Bechern und Jetons angelegt!
Liebes Organisationskomitee: Den vordergründigen Umweltschutzgedanken in Ehren, schlussendlich geht’s auch hierbei doch nur ums blosse Geld schaufeln. Denn wer kommt nach so einem Open-Air nicht zu Hause an und findet noch 5, 6 Jetons im Hosensack, zu dem er den obligaten Becher verloren hat? Oder anders gesagt: Jeder Besucher spült so nochmals 10-12 Franken mehr in die bei den Preisen wohl schon prall gefüllten Kassen. Klar, ich hab dann trotzdem beruhigt geschlafen, denn es war ja für Mutter Natur.
Kleiner Nachtrag: Brachte man die Becher und die PET-Flasche dann inklusive Jetons zurück, landete das ganze – also auch die PET-Flasche – im Müll…
Am 20. August 2007 um 22:20 Uhr
[…] und Fortschrittsfeindlichkeit. Aberglaube. Verschwörungstheoretiker, die es wirklich ernst meinen. Pseudo-Umweltschutz an Open-Airs (diese verfluchten Jetons verliert man immer! Oder den Becher! Oder beides!) Die […]